Freitag 19. September 2025

Studie: Diskurs zwischen Kirche und Medien ausbaufähig

Kirchturm

Österreichische Zeitungen berichten mehr über Spiritualität und Kirchenreform und haben eine höhere Diskursqualität als in Deutschland: So das Fazit der Kommunikationswissenschaftlerin und Studienautorin Stephanie von Luttitz.

Wenn Printmedien in Österreich und Deutschland katholische Kirche und Glaube thematisieren, dann geschieht dies in der Grundtendenz insgesamt leicht positiv: Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die diese Woche in Wien bei einer Veranstaltung des katholischen Publizistenverbands präsentiert wurde. "Lenkt man den Blick jedoch auf den medialen Diskurs über umstrittene kirchliche Themen, dann wird die Tendenz negativ", so die Studienautorin Stephanie v. Luttitz am Freitag, 6. Mai 2016 im Gespräch mit "Kathpress". Die aus München stammende Kommunikationswissenschaftlerin bezieht sich dabei auf ihre in Wien verfasste Dissertation, die erstmals einen detaillierten Ländervergleich anhand von 1.689 Artikeln in ausgewählten Printmedien im Zeitraum von September 2012 bis Februar 2014 macht.

Der sehr ähnliche Befund zwischen Deutschland und Österreich weist jedoch auch einige interessante Unterschiede auf, die vor allem die behandelten Themen betreffen: Typische "deutsche Themen" seien Skandale - Stichwort Tebartz van Elst - und Ökumene, die in österreichischen Medien weniger Gewicht hätten. Dafür befasse man sich im selben Zeitraum hierzulande intensiver mit Spiritualität und Glaubensfragen, aber auch Themen wie Zölibat, Priestermangel und Kirchenreform seien typisch österreichisch. Die "Kronen Zeitung" falle als "spirituelles Blatt" auf, so Luttitz, die beim "Standard" die "höchste Diskursqualität" festgestellt hat.

Was aber macht mediale Diskursqualität aus? Diese steige, "wenn die Akteure ihre Positionen begründen, Lösungsvorschläge bei strittigen Themen geben, respektvoll miteinander umgehen und begründete Zweifel artikulieren", so Luttitz. Ziel sei eine "Verständigungsleistung" der kirchlichen, medialen und gesellschaftlichen Diskursteilnehmer, und hier erreiche Österreich bessere Werte als Deutschland. Hinsichtlich der Diskursinhalte seien die Beiträge in Deutschland eher von Skandalen, in Österreich mehr von Spiritualität und Reformen geprägt.



"10 Gebote" für höhere Diskursqualität


Das Verhältnis zwischen Kirche und Medien vor allem im Blick auf die Diskursqualität sei jedoch "ausbaufähig", so die Studienautorin, die dafür 10 Gebote formulierte: Kirche müsse den Glaubenskern verständlich in den Mittelpunkt ihres Kommunizierens stellen, dürfe dabei nicht dogmenhaft argumentieren und sollte sich daher argumentativ zurüsten. Im Umgang mit Medien sollten Kirchenvertreter keine Angst haben, sondern Medien schätzen und Verständnis für die Arbeitsweise von Journalisten entwickeln. Andererseits sollten Medien die Fokussierung auf einige wenige Personen aufbrechen und den Kreis der Diskursakteure erweitern. Sie sollten sich als Diskursanwälte verstehen. Aufgabe der Medien sei es Zweifel anzumelden, Begründungs- und Lösungsstrukturen zu hinterfragen und auch die Autoren offenzulegen. Zudem sollten sie Gläubigen respektvoll und wertschätzend gegenüberstehen.

In der im Rahmen mit ausgewählten Journalisten und kirchlichen Medienverantwortlichen geführten Experteninterviews sei auch deutlich geworden, dass "Papst Franziskus mit Fortschritt konnotiert" ist. Zudem würde beiden Seiten sich in einem Punkt treffe: Sowohl Journalisten als auch Kirchenvertreter beklagen einen wachsenden "kirchlichen Analphabetismus", der Medien und die Gesellschaft gleichermaßen betreffe. Vor diesem Hintergrund wäre "Diskursresignation die falsche Antwort", die laut Luttitz vielmehr in einer Hebung der Diskursqualität zwischen Kirche und Medien liegen müsse.

Die Dissertation mit dem Titel "Kirchliche Analphabeten? Der öffentliche Diskurs zwischen den Medien und der katholischen Kirche in österreichischen und deutschen Zeitungen" entstand im Wiener Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Eine Buchveröffentlichung ist in Arbeit.

 

Kathpress

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