Das waren die „72 Stunden ohne Kompromiss“ 2023
„72 Stunden ohne Kompromiss“ ist ein Projekt der Katholischen Jugend in Zusammenarbeit mit youngCaritas und Hitradio Ö3. Zum elften Mal in der Geschichte der größten Jugendsozialaktion Österreichs haben sich von 18. bis 21. Oktober 2023 etwa 350 oberösterreichische Jugendliche ins Zeug gelegt, um getreu dem Motto „Be the Change“ die Welt ein Stück weit zum Besseren zu verändert. Sie haben beispielsweise die Räumlichkeiten einer Notschlafstelle verschönert, den Garten eines Pfarrcaritaskindergartens neu gestaltet, Streuobst zu schmackhaften Säften verarbeitet, ein Erntedankfest für Bewohner:innen eines Seniorenwohnhauses organisiert, eine Biodiversitätshecke gepflanzt und in einem Tierheim und Gnadenhof mitgeholfen. Manche waren schon öfters dabei, viele zum ersten Mal. Ihre Rückmeldungen sind sehr positiv: Sie haben gelernt, wie schön Teamarbeit sein kann und wie sehr man bei einem gemeinsamen Projekt zusammenwächst. Und sie haben erlebt, dass soziales Engagement doppelt bereichert: Die Unterstützten freuten sich über die Hilfe, die Jugendlichen profitierten von einzigartigen Begegnungen und Erfahrungen.
Soziales Engagement mit Blick über den Tellerrand
Bei den Projekten kamen die Jugendlichen mit Lebenswelten in Berührung, die ihnen sonst eher fremd sind. Sie sind älteren Menschen, Menschen mit Beeinträchtigung, Kindergartenkindern und asylsuchenden Menschen begegnet und haben viel Freude in den Alltag der Menschen gebracht. Umgekehrt wurden sie selbst durch neue Einsichten bereichert. Sie haben Einblicke in bis dahin unbekannte Themen und Arbeitsabläufe bekommen und konnten so ihren Horizont erweitern.
Judith Lehner, Projektkoordinatorin für die Katholische Jugend OÖ und Gesamtverantwortliche, ist müde, aber überglücklich über das Ergebnis: „Auch heuer war der Grundgedanke der ‚72 Stunden ohne Kompromiss‘ deutlich spürbar: Junge Menschen investieren ihre vielseitigen Talente und ihre Zeit, um das Leben anderer zu bereichern. Das habe ich bei vielen meiner Projektbesuche deutlich wahrgenommen. Auch im heurigen Durchgang war es erstaunlich, wie die Jugendlichen sich ohne Scheu und mit viel Motivation auf ihr Gegenüber einlassen konnten und wie achtsam sie zum Beispiel mit Menschen mit Beeinträchtigung oder mit Kindern umgegangen sind. Es hat mich auch besonders gefreut zu sehen, dass der Spaß bei den einzelnen Gruppen nicht zu kurz kam. Die Freude am Tun war spürbar und ansteckend – genauso wie der Stolz über das Erreichte.“
Auch Karin Kurowski, Leiterin der youngCaritas in Oberösterreich, zieht eine höchst positive Bilanz: „Es war überwältigend, was wir bei unseren Projekten erlebt haben. Das Motto ‚Be the change‘ haben die Jugendlichen fast inhaliert und innerhalb von nur 72 Stunden unsere Caritas-Standorte sowas von bereichert. Die Teilnehmer:innen haben alle Herausforderungen, die so ein Einsatz mit sich bringt, hervorragend gemeistert. Am meisten hat mich beeindruckt, wie schnell sie auch die Herzen der Menschen vor Ort erobert haben. Die Jugendlichen haben mit ihrer Energie und mit guter Launer willkommene Abwechslung in den Alltag gebracht. Die Dankbarkeit war richtig spürbar. Strahlende Gesichter und einzigartige Begegnungen waren die Folge. In diesem Sinne ein großes Dankeschön an alle Beteiligten!“
Jugendliche gestalteten das Freigelände des Kulturzentrums Alter Schlachthof Wels neu. © Jonathan Wischenbart
Bischöflicher Besuch im "72 Stunden Second Hand Pop-up Store"
Auch Bischof Manfred Scheuer zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Jugendlichen. Er besuchte ein Projekt in der Linzer Herrenstraße, wo Schülerinnen des BORG Schärding einen „72 Stunden Second Hand Pop-up Store“ auf die Beine stellten. Zuvor hatten die „Vintage Mäuse“, wie sich die Schüler:innen nannten, in ihrer Schule eifrig Kleidung gesammelt. Vor Ort tüftelten sie an der Gestaltung des Ladens, bauten Kleiderstangen und eine Umkleidekabine und gestalteten Plakate, um Passant:innen auf den Pop-Up-Store im Innenhof aufmerksam zu machen. Der „72 Stunden Second Hand Pop-up Store“ war am Samstag und Sonntag geöffnet. Besucher:innen konnten hier nicht nur nach Herzenslust Second-Hand-Mode shoppen, sondern sich auch an der Upcycling-Straße kreativ betätigen oder beim Siebdruck-Workshop ihre eigenen Designs erstellen. Die Einnahmen aus dem Projekt kommen FRIDA, dem Caritas-Tageszentrum für wohnungslose Frauen, zugute. Bischof Scheuer begutachtete interessiert den Projektfortschritt und das „Inventar“, kam mit den Jugendlichen ins Gespräch und brachte zur Stärkung eine Jause mit.
Bischof Manfred Scheuer besuchte den „72 Stunden Second Hand Pop-up Store“ in Linz und probierte auch einige Accessoires aus dem reichen Fundus aus. © Samuel Hanner
In ganz Oberösterreich etwas zum Besseren verändert
In knapp 40 Projekten in ganz Oberösterreich haben die Jugendlichen mit viel Power, Kreativität und Energie die Welt ein Stück weit zum Besseren verändert. Zur Verdeutlichung einige Blitzlichter aus den Projekten:
Über eine neue Gartengestaltung freuen sich die Kinder der Pfarrcaritas-Naturpark Krabbelstube in Bad Zell, des Pfarrcaritas-Kindergartens bzw. der Krabbelstube in Waxenberg, des Caritaskindergartens Linz-Pillweinstraße, des Kindergartens Unterweißenbach, des Caritas-Kindergartens Hellmonsödt sowie die Kinder und Jugendlichen des Integrativ Heilpädagogischen Horts St. Pius der Caritas in Steegen Peuerbach. Zur Begegnung zwischen junger und älterer Generation, die beide Seiten bereicherte, kam es im Seniorenzentrum Franz Hillinger und im Seniorenwohnhaus Karl Borromäus der Caritas in Linz. Im Caritas-Seniorenwohnhaus St. Bernhard in Engelhartszell wurde sogar gemeinsam ein Erntedankfest gefeiert.
Menschen mit Behinderung im Evangelischen Diakoniewerk Gallneukirchen sind begeistert vom neuen Zaun für die Schafe des Streichelzoos; die Katzen im Tierheim und Gnadenhof Tierseelenhoffnung in Frankenburg haben nun einen eigenen „Cat Walk“. Die Bewohner:innen des invita-Wohnhauses der Caritas in Wels genossen einen gemeinsamen Abend mit den Jugendlichen, bei dem gegessen, geplaudert, Musik gehört und gelacht wurde. Bewohner:innen des Eggerdingerhauses der Caritas in Andorf können im kommenden Jahr Kräuter von der neuen Kräuterschnecke im Garten ernten.
Verschönert wurden die Räumlichkeiten des Vereins Wohnplattform in Linz, des Selbstversorgerhauses von „mensch & arbeit“ in Obertraun, des Hauses für Senioren des Diakoniewerks in Bad Zell, des Kulturzentrums Alter Schlachthof in Wels und eines Wohnheims für Asylsuchende im Linzer Franckviertel. Die Bewohner:innen der invita-Wohngruppe der Caritas in Neukirchen am Walde haben nun ein Wartehäuschen, das sie vor Regen und Hitze schützt, wenn sie morgens auf den Bus warten. Ideal auf Weihnachten einstimmen können sich die Bewohner:innen des Hauses für Senioren der Diakonie Wels: Die Jugendlichen haben für sie wunderschöne Adventkalender gebastelt. Schmackhafte Säfte aus Streuobst haben Jugendliche in Aschach an der Steyr hergestellt. Auf dem Freistädter Friedhof wurden Flächen entlang der Gehwege entschottert und begrünt. In Mehrnbach pflanzten Jugendliche eine große Biodiversitätshecke.
Einen digitalen Rundgang der Demokratie und Menschenrechte, der künftig ein fixes Angebot der youngCaritas sein wird, haben Teilnehmer:innen in Linz erstellt. Ebenfalls in Linz ist auf Initiative der Caritas Sozialberatung ein informatives Video zum Thema Armut mit Betroffenen entstanden.
© Jana Hofer, Samuel Hanner, Jonathan Wischenbart, Anja Panhuber
Mehr Bilder zum Download und ausführliche Projektberichte zum Nachlesen:
https://www.kj-ooe.at/72h