Freitag 19. September 2025

"Equal Pension Day": Plattform warnt vor "Lawine" bei Altersarmut

Frauen droht die Altersarmut

Mit dem Pensionsantritt schnappt demnächst für viele Frauen die Armutsfalle zu: Davor warnt die von der katholischen und evangelischen Kirche getragene Plattform "alt.arm.weiblich" aus Anlass des "Equal Pension Day".

Dieser Tag – heuer fiel er österreichweit auf den 29. Juli – bezeichnet jenes Datum, an dem Männer bereits so viel Pension bekommen haben, wie Frauen erst bis Jahresende erhalten haben werden. "In Sachen Altersarmut von Frauen kommt in den kommenden Jahren eine Lawine auf uns zu", hat Renate Moser, eine der Initiatorinnen der Plattform, am 29. Juli 2019 im Interview mit "Kathpress" gewarnt.

 

Die baldige Zuspitzung der Situation sei deshalb zu erwarten, da sich derzeit viele Frauen kurz vor dem Pensionsantrittsalter befänden, die früher längere Zeit bei den Kindern zuhause geblieben seien oder lange in Teilzeit gearbeitet hätten. "Die Folge ist, dass ihre Pensionshöhe nach der neuen Berechnung aufgrund dieser damaligen Zeiten katastrophal niedrig ausfällt", erklärte Moser, die in der Erzdiözese Wien als Seniorenseelsorgerin tätig ist und die zur Kategorialen Seelsorge gehörende Dienststelle "Plattform für Geschiedene und Wiederverheiratete" (WIGE) leitet. Jüngere Müttergenerationen hätten hingegen die Konsequenz gezogen und würden es sich in der Regel weit seltener "leisten", länger bei den Kindern zu bleiben.

 

Eine Mindestpension sei für Frauen meist mit dramatischen Einschnitten und prekären Situationen verbunden, obwohl diese von den Betroffenen oft verborgen gehalten würden, berichtete die Expertin über Erfahrungen aus den Pfarren: Manche Frauen kämen deshalb ins Pfarrcafé, "weil der Kühlschrank daheim leer ist", doch auch bei Ausspeisungen wie die "Gruft" seien immer häufiger gut gekleidete Frauen zu finden. Angebote wie Frauenkurse, Weiterbildungen oder Pfarrausflüge würden hingegen immer wieder aufgrund des Kurs- oder Fahrbeitrags nicht in Anspruch genommen. "40 Euro ist für Frauen am Existenzminimum einfach zu viel." Die Folge ist laut Moser oft Vereinsamung.

 

Frauen droht die Altersarmut

Frauen droht die Altersarmut. © Julia Mirvis / www.pixabay.com CC0 1.0

 

Unterstützung, Vorsorge und Polit-Appell

 

Derartige Beobachtungen bildeten auch die Initialzündung der Plattform "alt.arm.weiblich", mit der die Kategoriale Seelsorge der Erzdiözese Wien, die Stadtdiakonie Wien, die Katholische Frauenbewegung, der Katholische Familienverband, das Katholische Bildungswerk und die Frauen-Bildungsinitiative Anima seit knapp zwei Jahren zum Bewusstsein für das Problem der Altersarmut von Frauen beitragen, mit Schwerpunktaktionen rund um den kirchlichen "Welttag der Armen" im November. Dazu werden gezielte Unterstützungen geleistet, auch durch finanzielle Zuschüsse. "Da sich niemand ein Taferl mit 'ich habe nur 900 Euro Pension' umhängt und sich viele genieren, muss man dabei sehr behutsam angehen", betonte Moser.

 

Um späterer Altersarmut entgegenzuwirken, sollte man nur kurzfristig in Teilzeit arbeiten, sagte Moser. Präventiv wirke auch die Bildung, die Inanspruchnahme von Väterkarenz und Pensionssplitting, das politische Drängen auf "gleiches Recht für alle" sowie das solidarische Unterstützen von Frauen in ihrer Karriereplanung. Stärkeres Selbstbewusstsein der Frauen sei ebenso wichtig, denn: "Frauen haben ein Recht auf eine angemessene Bezahlung und eine Gehaltserhöhung", verdeutlichte Moser. Notfalls bleibe noch die Möglichkeit, in der Pension zu arbeiten, was jedoch nicht über die Geringfügigkeitsgrenze hinaus gehen dürfe.

 

Wichtig seien jedoch freilich auch politische Maßnahmen. Mosers Wunsch an die nächste Regierung: Bestehende Möglichkeiten einer gleichberechtigten Partnerschaft gelte es auszubauen und zu bewerben, vor allem aber auch die Erziehungszeiten besser zu honorieren, denn: "Als Frau wird man bestraft, wenn man mehrere Jahre bei den Kindern zuhause geblieben ist - auch wenn man dem Staat dabei Kosten erspart".

 

 

Bestrafendes System und Lohnschere

 

Dass Frauen bei neu zuerkannten Alterspensionen durchschnittlich einen Rückstand von 43 Prozent auf jene von Männern haben, obwohl sich das Antrittsalter nur um drei Jahre unterscheidet, wird allgemein auf ein Zusammenwirken mehrerer Gründe zurückgeführt. Hauptfaktor sind die durchschnittlich zehn fehlenden Beitragsjahre v. a. durch betreuungsbedingte Erwerbsunterbrechungen, die vom Sozialversicherungssystem bestraft werden: Nur 2 Prozent der Frauen, aber auch nicht mehr als 52 Prozent der Männer erreichten jene 45 Versicherungsjahre, die 80 Prozent des durchschnittlichen Monatseinkommens als Pension garantieren.

 

Dazu kommt die Lohnschere, verdienen Frauen in Österreich doch in Vollzeit für die gleiche Tätigkeit rund 22,2 Prozent weniger als Männer in derselben Position; der Unterschied ist somit deutlich größer als der EU-Durchschnitt von 16,7 Prozent. Auch der Umstand, dass Frauen tendenziell eher in den "Frauenbranchen" Handel und Soziales tätig sind, die wesentlich schlechter bezahlt werden als die typischen Männerberufe, trägt zur Lohndifferenz bei, sowie die höheren Teilzeitraten bei Frauen.

 

Kathpress

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